Kurzform einer Museumsführung zum Nachspielen in der Aula oder im Klassenzimmer

 

Wenn möglich sollten sich die Kinder zu den Führungen so anziehen und kämmen, wie die Kinder früher:

- Die Mädchen hatten die Haare zu einem Pferdeschwanz, Zopf oder zu zwei Zöpfen geflochten, ein Kleid an oder einen Rock mit Bluse und darüber immer ein Schürze und passende Schnürschuhe aus Leder

- Die Jungen hatten die Haare gescheitelt und glatt gekämmt, Matrosenanzug oder kurze Hose bis zu den Knien, oder eine Lederhose, darüber ein Hemd mit einem Pullunder und Schnürschuhe aus Leder

Diese Empfehlungen sollten keinen Zwang darstellen. Aber oft finden die Kinder zuhause noch passende oder zumindest ähnliche Kleidungsstücke

 

Draußen oder im Flur vor der Klasse gehts los:

Die Schüler stellen sich vor der Schule wie die Soldaten auf. Exakt in einer Zweierreihe. So wurde den Kindern bereits mit 6 Jahren das „Strammstehen“ beigebracht. Die Lehrerin oder der Lehrer holen die Kinder in die Klasse. Die Schülerinnen und Schüler gehen zu ihren Plätzen und setzen sich. Die Kleinen nach vorne, die Großen nach hinten. Die Jungen rechts, die Mädchen links. 

Zuletzt betritt der Lehrer die Klasse, alle Schüler springen wieder auf, stellen sich rechts oder links neben die Bank und warten, dass der Lehrer die Schüler begrüßt und dann kommt es wie aus der Pistole geschossen: "Guten Morgen Herr (Lehrer)!" oder „Frl. (Lehrerin)“.

Der Lehrer stand vorne auf einem Podest hinter dem Stehpult.

Die Kinder setzen sich in die Bänke, wenn der Lehrer sagt: „Setzen!“. 

 

Einführung: 

von den Römern zum Deutschen Kaiser (auch in Urug, die erste uns bekannte Großstadt der Welt, in Persien gelegen, gab es schon Schulen:  (zwischen 5000 und 3000 v.Chr.) 

Erklären was es gab (wenig) bzw. was es nicht gab: kein Strom, kein Fernsehen, kein Telefon, kein Handy - Kinder mussten arbeiten.

     

Vorlagen  „Schule anno 1900“:

- Hilfsmittel: Schreiben mit Tinte und Feder; Schreiben auf Schiefertafeln. 

- Regeln: Heftlage, Sitzen. 

- Tugenden: Gehorsamkeit, Fleiß, Ordnung, Sauberkeit? 

- Strafen: Wie und wo wurde bestraft?

 

Und nun tauchen wir ein in die Schule des Jahres 1900, genauer in der Volksschule des Jahres 1900. Denn wenn wir von "Schule früher" reden, dann von der Schule, in die die meisten Kinder gingen und das war die Volksschule. Das war aber nicht nur im Jahr 1900 so, sondern auch noch vor 50 Jahren völlig normal. 

             1958 z.B. gingen ca. 50 Kinder in der ersten Klasse. Davon verließen nach der 4. Klasse etwa vier die Volksschule in Richtung Realschule, die früher Mittelschule hieß und zwei besuchten das Gymnasium, die Oberschule. Alle anderen blieben in der Volksschule. Heute ist es fast umgekehrt.

 

Wenn alle Kinder sitzen, kontrolliert der Lehrer mit dem Stock in der Hand, ob die Kinder sauber sind: Saubere Hände, Fingernägel, Ohren, Hals und Haare; (damals mussten Kinder auch saubere und gebügelte Taschentücher vorzeigen) 

             Taschentücher dienten der Gesundheitsvorsorge. Stichwort: Tuberkulose. Erst durch Erfindung der entsprechenden Antibiotika (Antituberkulotikum) 1882 wies Robert Koch das Bakterium nach und erhielt dafür 1905 den Nobelpreis. Ab 1908 Impfungen.

Es gab eine Reihe von Sprüchen, mit denen Lehrer den Kindern bestimmte Regeln "einbläute". Z.B. die Sauberkeitsregel: „Frisch gewaschen, frisch gekämmt, Ohren, Hals, Gesicht und Händ, und ein saubres Taschentuch, das gehört zum Schulbesuch“

 

Kleidung:

Lehrer (Gehrock), Mädchen (Kleider, Blusen, Röcke, Schürzen) Frauen, (entsprechend auch Lehrerinnen tragen nur Kleider oder Kostüme: Hosenverbot), Jungen (kurze Hosen)

 

Regeln: 

Aufzeigen nur nach Fragen des Lehrers; aufstehen und sich neben die Bank stellen und wie die Soldaten kurz und in ganzen Sätzen antworten. Nicht in die Klasse brüllen. Auch wenn Gäste in die Klasse kommen, stehen die Kinder auf und begrüßen sie wie den Lehrer.

Vorstellung der Lehrerin Frl. Kothe bzw. deren selbstgeschneidertes Kleid. (Heiratsverbot; Vorurteile der Männer gegenüber Frauen; Haube für verheiratete Frauen; Zöpfe bzw. zusammengebundene Haare bei Mädchen)

 

Tornister:

 (Jungen- und Mädchentornister) Holztornister, Affe. In der Regel bekamen die Kinder keinen neuen Tornister zum Schulanfang sondern einen gebrauchten aus der Familie oder der Nachbarschaft. Bild der beiden Jungen mit den Holztornister. Lange und kurze Hose. Lange Strümpfe und Leibchen.

Inhalt des Tornisters: Tafel mit heraushängendem Lappen. Schwammdose, Griffelkasten. Striche auf dem Griffelkasten. Wachstafeln der Römer und auch bei uns bis vor 300 Jahren

 

Geschichte:

Kaiser Wilhelm II und Kaiserin Auguste Victoria: Rechenaufgabe zur Krönung 1888. Kaiser Wilhelm war im Jahr 1900 bereits 12 Jahre Kaiser. Wann wurde er zum Kaiser gekrönt?)  

Dreikaiserjahr: „Wilhelm I“ gekrönt 1871 stirbt am 09.03.1888. Ab 09.03.1888 Kaiser „Friedrich III“. Er stirbt am 15.06.1888 nach nur 99 Tagen. Ab 15.06.1888 Kaiser „Wilhelm II“: 

Erziehung zum Soldatentum bereits in der Schule. Die jungen Soldaten sahen den 1. Weltkrieg als "Pfadfinderspiel". Gewinner des Krieges: Krupp ist der reichste Mann der Welt und speist seine Arbeiter mit einem Hungerlohn ab. „Wilhelm II“ dankt am 09.11.1918 ab und flieht mit Hab und Gut (60 Eisenbahnwaggons) nach Holland (Doorn) und stirbt dort am 04.06.1941 im Alter von 82 Jahren.

 

Schreiben: 

Federn, Gänsefedern, Stahlfedern, Füllfederhalter; Tinte, Tintenflasche, Tintenfässchen (Warum keine Tintenpatronen, weil erst 1909 Plastik erfunden wurde)

Schreiben auf Schiefertafeln. (mit der Anweisung: 1, 2, 3 werden die Tafeln von der Ablage unter dem Tisch auf den Tisch gelegt), Griffel verteilen. Deutsche Schrift, Sütterlinschrift. ABC Sütterlinschrift gemeinsam lesen lassen; "l" schreiben lassen freihändig; Namen in der heutigen Schrift schreiben lassen, Namen in Sütterlinschrift schreiben lassen. Griffel einsammeln und Tafeln mit Schwamm reinigen. Mit 1, 2, 3 Tafeln unter den Tisch.

 

Strafen: 

Stock; Holzscheit; (Kanonenofen) auf Holzscheit knien lassen; Eselsbank (Mädchen auf der Bank sitzen lassen, Eselsohren aufsetzen); Fingerrechengerät

 

Zuletzt: 

Fensterputzstuhl; ausgestopfte Tiere; Sägefisch; Lesegerät; Messlatte; Lebenssituation einer typisch deutschen Familie: 1.320,-Mark; Selbstversorgung; Kostgänger

 

Kurze Vorstellung der wichtigsten Exponate:

- Spiele von der Geburt bis zur Einschulung, Zuckertüten

- Stempel für Heimatkunde,  Geografie, Biologie

- Musikinstrument: "Blockflöte"

- Sport: Eisenkugel, Lederball

- Mädchenausbildung in Haushaltslehre (Kochen, Stricken, Nähen, Kinderpflege usw.)

- Tintenfässchen aus der ganzen Welt, Reisefässchen

- Ausstellung weiterführende Schulen: Tellurium, Lichtbrechung, Kohle,

- Zensurenbuch, Einschulungsfoto, Protokollbuch Systemkonferenzen

- Zeugnisse

 


Oder die Schüler machen die Führung "Schule anno 1900" selbst. Ich kann Ihnen jetzt schon versprechen, dass Sie aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Hier einige Themen, die sich immer zwei oder drei Schülerinnen und Schüler vornehmen könnten. Bei einem jeweiligen Vortrag von etwa 3 Minuten, müssen ein bis zwei Schulstunden eingeplant werden. (Hinweis: ich habe diese Art der Vermittlung mehrmals z.B. bei Jubiläumsfeiern eingesetzt. Das war immer ein Riesenerfolg. Sie glauben gar nicht, welches Potential in Ihren Kindern steckt)

 

Themen für Schulmuseumsführungen von Schülerinnen und Schülern

 

- Was es im Jahr 1900 gab, bzw, was es noch nicht gab.

 

- Schulkleidung und warum im Jahr 1900 die Jungen so gerne Matrosenanzüge trugen

 

- Begrüßung und Verabschiedung des Frl. Lehrerin oder des Lehrers; wieso eigentlich Fräulein?

 

- richtiges Sitzen, Aufstehen und sich melden, sowie weitere sinnige und unsinnige Regeln

 

- Tornister, Lederriemen und warum vieles  aus Holz war

 

- Vom Schreiben mit der Feder, dem Griffel und dem Füller

 

- von 1888 bis 1918; das Jahr 1900 unter dem Kaiser und wie lange die Deutschen den Kaiser ertragen mussten

 

- das Schreiben auf der Schiefertafel; von der Deutschen Kurrent- zur Sütterlinschrift

 

- wer wurde wann, wie und warum bestraft? Unterschiede bei Jungen und Mädchen?

   Bis wann wurde in deutschen Schulen geschlagen?

 

- warum das Bochumer Rechenbuch aus dem Jahr 1898 heute ein Geschichtsbuch ist?

 

- vom Verdienst des Vaters, von Kostgängern und von der Kinderarbeit

 

- mit welchen Hilfsmitteln Lehrerinnen und Lehrer nach dem 2. Weltkrieg versucht haben, den Kindern Geografie und Biologie beizubringen.

 

 

Antworten auf all die Fragen finden die Schülerinnen und Schüler unter den entsprechenden Rubriken auf dieser Seite